Die AIS-Zertifizierung (Automotive Indian Standard) wurde 1989 mit der Veröffentlichung der Central Motor Vehicle Rules (CMVR) zum ersten Mal ins Leben gerufen. Das Ziel war es, die Sicherheit des Verkehrs und der Verkehrsmittel zu erhöhen. Aktuell können Sie die Zertifizierung mit einer von mehreren akkreditierten halb-staatlichen Behörden durchführen, aber der Plan der Regierung ist es, immer mehr Zertifizierungen in staatliche Behörden wie die BIS zu geben.
Aktuell müssen 26 Produkte wie Bremsen, Reifen, Vergaser, Lampen und Reflektoren, Batterien, Sicherheitsgurte, Türschlösser, Tanks und Nummernschilder mit AIS zertifiziert werden. Produkte wie Felgen und Glas können ebenfalls mit AIS zertifiziert werden, müssen aber in jedem Fall BIS-zertifiziert werden.
Der Zertifizierungsprozess beinhaltet eine Werksinspektion durch indische Auditoren, Produkttests, die Markierung der Produkte, und erfordert einiges an Dokumenten.
Die wichtigsten Fakten über die AIS-Zertifizierung
- Kontrollplan (COP Plan)
- Englische Übersetzung des Handelsregisterauszugs des Herstellers
- Flowchart der Produktionsschritte
- Qualitätshandbuch (Inhaltsverzeichnis und Überschriften ins Englische übersetzt)
- bestehende ISO-Zertifikate
- Zeichnung des zu zertifizierenden Produkts
- Liste der verwendeten Rohmaterialien
- Prüfberichte der fünf wichtigsten Rohmaterialien (vom Lieferanten)
- In-House Prüfberichte des zu zertifizierenden Produkts
- Liste der verwendeten Maschinen
- Liste der verwendeten Testmittel
- Kalibrierberichte der verwendeten Testmittel
- Prüfplan/-frequenz
- Arbeitsbeschreibung des Prüfpersonals
- Trainingsplan für das Prüfpersonal
- Kundenfeedback / Beschwerdeform
- Standard Updating Procedure
- Verfahrensanweisung nicht-konforme Teile
- Beschreibung der Prüfanforderungen
- Temperatur- und Feuchtigkeitsnachweise Labor
- einige AIS-Formulare
- Antragsdokumente: 1-4 Monate je nach Kunde
- Werksinspektion: 1-3 Monate nach Antrag
- Produkttests vor Ort und in Indien: 1 Monat
- Zertifikat: 1-2 Monate
- Produktmarkierung: je nach Kunde
- Folgeaudits und-tests alle zwei Jahre, nur für Vergaser und Sicherheitsgurte jedes Jahr erforderlich.
- Zuständige Behörden (z.B. ICAT) bieten auch Remote-Audits wie z.B. Video-Audists an (BIS tut dies nicht).
- Indisches Unternehmen als Vertreter (Authorized Indian Representative – AIR) erforderlich. Sie können jederzeit wechseln (wir bieten dies auch an).
- Antragskosten: ~100 €
- ggf. AIR-Gebühren: ~1.000 €
- Reisekosten der Auditoren: ~2.500 €
- Auditgebühren: ~800 €
- Auditbegleitung: ~1.200 €
- Reisekosten Auditbegleiter: ab ~1.000 €
- Testgebühren: ab ~1.000 €
- Beratungsgebühren: ab ~3.000 €
- Jedes Produkt hat andere Testgebühren, für manche können diese Kosten insgesamt hohe vierstellige Bereiche erreichen.
- Gebühren gelten für nur ein Werk und einen Standard, wobei die Anzahl der Produkte pro Standard unbegrenzt ist.
- Verschiedene Produktarten (auch innerhalb eines Standards) erzeugen weitere Testkosten, Produktgruppen nach anderen Standards noch weitere Antragskosten.
Für welche Art von Produkten ist die AIS-Zertifizierung erforderlich?
Die AIS-Zertifizierung umfasst sowohl verpflichtende als auch freiwillige Standards. Unter „Find Your Product“ können Sie nach beiden Arten von Standards bzw. Produkten suchen, aber die folgende Übersicht zeigt Ihnen schon hier die verpflichtend betroffenen Produkte:
- Bremsschläuche
- Hupen
- Reifen
- Vergaser
- Leuchten, Glühbirnen und austauschbare LEDs
- Rückspiegel
- Geschwindigkeitsbegrenzer
- Sicherheitsgurte
- Reflektoren
- Warndreiecke
- Türschlösser und -scharniere
- Tanks
- Kennzeichen
- Scheibenwischblätter
- Bleibatterien
- (Sicherheitsglas wird jetzt von BIS zertifiziert)
- (Räder werden jetzt von BIS zertifiziert)
Oben aufgelistete Produkte können also ohne die AIS-Zertifizierung nicht nach Indien exportiert werden und würden vom Zoll abgewiesen werden. Da die Zertifizierung mehrere Monate in Anspruch nimmt, sollten Hersteller dieser Produkte also frühzeitig damit beginnen.
Bitte beachten Sie, dass die zentrale Behörde BIS (Bureau of Indian Standards) in Zukunft mehr und mehr Produkte in Ihren eigenen Katalog aufnehmen soll, weil die indische Regierung den gesamten Zertifizierungsmarkt standardisieren und zentralisierter verwalten möchte. Aus diesem Grund fallen Glas und Räder, welche bis 2019 mit AIS zertifiziert wurden, seit 2020 unter die verpflichtende BIS-Zertifizierung. Bisher konnten bestehende AIS-Zertifikate leider nicht in BIS-Zertifikate umgewandelt werden, sondern eine erneute BIS-Erstzertifizierung muss durchlaufen werden.
Jedes Jahr zum 1.4. oder 1.10. werden Neuigkeiten zu Standards bzw. Produkten veröffentlicht, sodass Hersteller nicht zu unregelmäßigen Terminen von neuen Zertifizierungspflichten überrascht werden. In den meisten Fällen gibt es eine Übergangszeit zur Vorbereitung bevor ein neuer Standard in Kraft tritt.
Neben den oben aufgelisteten verpflichtend mit AIS zu zertifizierenden Produkten können OEMs von Ihren Lieferanten natürlich auch die freiwillige AIS-Zertifizierung für andere Produkte verlangen. Da diese Zertifizierung unabhängig ist vom indischen Zoll, können Sie sich als Hersteller hier voll an die Vorgaben des OEMs halten.
Wie läuft die AIS-Zertifizierung ab?
Wie oben beschrieben hat die Zertifizierung 5 wesentliche Schritte:
- Antragsdokumente einreichen
- Audittermin abwarten
- Produkttests entweder vor Ort und/oder in Indien vornehmen
- Zertifizierung erhalten
- Markierung
Wie auch in der BIS-Zertifizierung nach ISI wird eine relativ große Zahl an Dokumenten verlangt. Der Fokus bei der AIS-Zertifizierung liegt jedoch deutlich mehr auf den technischen Charakteristiken des Produkts und der Produktion. Trotzdem sind auch einige formelle Schreiben erforderlich.
Ein großer Vorteil der AIS-Zertifizierung gegenüber der BIS-Zertifizierung (ISI) ist, dass die Werksinspektionen auch remote, also per Video und nicht in Person vor Ort, stattfinden können. Das kann die Dauer der Zertifizierung erheblich beschleunigen.
Nach erfolgreichem Abschluss der Tests und Ausstellung des Zertifikats erhalten Sie die Informationen, wie markiert werden muss. Mit einigen Ausnahmen (z.B. Türschlösser und Scheibenwischer) müssen alle Produkte entweder mit dem TAC oder dem ISI-Logo (wie auch bei der BIS-Zertifizierung nach ISI) markiert werden, um vom Zoll akzeptiert zu werden.
Häufige Fehler
Es gibt Fehler in den Antragsdokumenten
Auch die Behörden für AIS (wie ICAT, ARAI) haben formale Anforderungen, die beachtet werden müssen.
Ihr autorisierter indischer Vertreter (AIR) macht nicht mit
Ihr AIR hat selber viele Verantwortlichkeiten. Wenn er diese nicht versteht oder wahrnimmt, kann die Zertifizierung nicht durchgeführt werden.
Die Produkte entsprechen nicht den Standards
Indische Standards (AIS) orientieren sich sehr oft an internationalen Normen, insbesondere IEC-Standards. Dennoch gibt es immer mal wieder spezifische Unterschiede.
Die Produkte sind nicht markiert
Einige Produkte müssen nicht markiert werden, aber die meisen brauchen entweder das TAC- oder das ISI-Logo.