Das Bureau of Indian Standards (BIS) in Indien hat zwei Zertifizierungssysteme für ausländische Hersteller: den Foreign Manufacturers Certification Scheme (FMCS; auch Indian Standards Institute Scheme genannt, ISI, nach dem ursprünglichen Behördennamen) und den Compulsory Registration Scheme (CRS). Die beiden Schemata betreffen unterschiedliche Produkte.
Die BIS-Zertifizierung nach ISI behandelt eine sehr breite Palette von Produkten für sowohl die Industrie als auch den Verbrauchermarkt. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Systemen ist, dass im ISI-Schema unter Anderem auch eine Werksinspektion stattfindet, weshalb die Kosten dafür auch wesentlich höher sind.
Es gibt aktuell ca. 350 verpflichtende Standards im ISI-Schema der BIS-Zertifizierung, und diese Zahl steigt stetig an. Die Standards betreffen eine Vielzahl von Produkten, von (größerer) Haushalts- und Industrieelektronik über Handelsgüter wie Stahl und Chemikalien, einigen Automobilkomponenten wie Räder und Leuchten, einigen Milchprodukten, bis hin zu Arbeitsschuhen. Sogar einige mechanische Maschinen wie Pressen bedürfen einer Zertifizierung. Am besten suchen Sie in der „Find Your Product“-Sektion nach Ihrem Produkt, um herauszufinden, ob es zertifizierungspflichtig ist.
Der Zertifizierungsprozess beinhaltet eine Werksinspektion durch indische Auditoren, Produkttests, eine zahlungspflichtige Markierung der Produkte, sowie einiges an Dokumenten.
Die wichtigsten Fakten zur BIS-Zertifizierung nach ISI
- Antragsformular
- Englische Übersetzung des Handelsregisterauszugs des Herstellers
- Vertretungsermächtigung an den AIR (Authorized Indian Representative)
- Flowchart der Produktionsschritte
- Qualitätshandbuch (Inhaltsverzeichnis und Überschriften ins Englische übersetzt)
- bestehende ISO-Zertifikate
- Liste der verwendeten Rohmaterialien
- Prüfberichte der fünf wichtigsten Rohmaterialien (vom Lieferanten)
- In-House Prüfberichte des zu zertifizierenden Produkts
- Prüfberichte des zu zertifizierenden Produkts nach dem IS-Standard
- Liste der verwendeten Maschinen
- Liste der verwendeten Testmittel
- Kalibrierberichte der verwendeten Testmittel
- Zeichnung des zu zertifizierenden Produkts
- Arbeitsbeschreibung oder Lebenslauf des Qualitätsmanagers
- Details zum QM-Team
- Layout des Produktionsstandorts
- Wegbeschreibung vom nächsten Flughafen
- Ermächtigung des Werkleiters an den Zertifizierungsbeauftragten
- Vertrag zwischen Werk und ernannten AIR
- Einige formale Schreiben an die BIS
- Alle Dokumente vom Zertifizierungsbeauftragten unterschrieben und abgestempelt
- Antragsdokumente: 1-4 Monate je nach Kunde
- Werksinspektion: 3-12 Monate nach Antrag
- Produkttests entweder vor Ort oder in Indien: 1 Monat
- Zertifikat: 1-2 Monate
- Produktmarkierung: je nach Kunde
- Indisches Unternehmen als Vertreter (Authorized Indian Representative – AIR) erforderlich. Sie können jederzeit wechseln (wir bieten dies auch an).
- Bankgarantie i.H.v. 10.000 $USD erforderlich. Wurde bisher nahezu nie Gebrauch von gemacht.
- Antragskosten: ~1.000 €
- ggf. AIR-Gebühren: ~1.000 €
- Reisekosten der Auditoren: ~2.500 €
- Auditgebühren: ~1.500 €
- Auditbegleitung: ~1.200 €
- Reisekosten Auditbegleiter: ab ~1.000 €
- Testgebühren: ab ~500 €
- Markierungsgebühren: ab ~1.000 €
- Beratungsgebühren: ab ~3.000 €
- Jedes Produkt hat andere Test- und Markierungsgebühren, für manche Produkte können diese Kosten insgesamt hohe vierstellige Bereiche erreichen.
- Gebühren gelten für nur ein Werk und einen Standard, wobei die Anzahl der Produkte pro Standard unbegrenzt ist.
- Verschiedene Produktarten (auch innerhalb eines Standards) erzeugen weitere Testkosten, Produktgruppen nach anderen Standards auch weitere Markierungs- sowie Antragskosten.
Für welche Art von Produkten ist die BIS-Zertifizierung (FMCS) erforderlich?
Die BIS-Zertifizierung ist eine verpflichtende Produktzertifizierung für jeweils mehr oder weniger klar definierte Produktgruppen. Z.B. müssen dreiphasige Elektromotoren bis zu einer bestimmten Leistung zertifizert und entsprechend markiert sein, um sie in Indien einführen zu können. Ohne ein enstprechendes Zertifikat würde die Lieferung vom indischen Zoll abgelehnt werden.
Jedes Jahr kommen weitere Produktgruppen zu der Liste zertifizierungspflichtiger Produkte hinzu, es lässt sich also niemals abschließend sagen, ob ein bestimmtes Produkt befreit ist. Unter „Find Your Product“ können Sie nach konkreten Produkten und spezifischen weiterführenden Informationen suchen.
Neu verpflichtend dazukommende Standards treten aber nach ihrer Ankündigung fast immer erst zu einem späteren Datum in Kraft. Die meisten beginnen Ihre Gültigkeit zum 1.4. oder 1.10., Hersteller haben also üblicherweise eine Übergangszeit, um sich rechtzeitig um die Zertifizierung bemühen zu können.
Wie läuft die BIS-Zertifizierung ab?
Wie oben beschrieben hat die Zertifizierung 5 wesentliche Schritte:
- Antragsdokumente einreichen
- Audittermin abwarten
- Produkttests entweder vor Ort und/oder in Indien vornehmen
- Zertifizierung erhalten
- Markierung an bereits erklärter Anzahl an Produkten anbringen.
Da die Anzahl an erforderlichen Dokumenten sehr groß ist, kann allein der erste Schritt schon viel Zeit in Anspruch nehmen. Auch das Audit kann sich wegen des steten Anstiegs der Arbeitslast der Behörde leider sehr hinziehen. Die zu inspizierenden Werke kommen mit Antrag auf die Warteliste. Gerade bei mehreren gleichzeitig zu zertifizierenden Werken bietet es sich daher an, die Dokumente aller Werke gleichzeitig einzureichen, weil dann alle Werke in einer Audit-Tour inspiziert werden können. Andernfalls könnten die Inspektionstermine auf sehr weit auseinander liegende Termine fallen.
Es ist im Rahmen der BIS-Zertifizierung meistens erforderlich, Testmöglichkeiten vor Ort im Werk zu haben. In vielen Fällen werden während des Audits Witness Tests verlangt, es kann aber trotzdem zusätzlich dazu noch passieren, dass ausgewählte Muster nach Indien geschickt werden sollen.
Nach erfolgreichem Abschluss der Tests und Ausstellung des Zertifikats erhalten Sie die Informationen, wie markiert werden muss. Sie werden bereits in den Antragsdokumenten erklärt haben, wie viele Stück sie pro Jahr nach Indien zu exportieren planen, und daran bemisst sich die Höhe der Markierungsgebühren (es gibt jedoch eine Mindestgebühr). Sollten Sie mehr als die angemeldete Stückzahl importieren, wird die BIS ihr Zertifikat aussetzen, bis die zusätzlichen Markierungsgebühren gezahlt wurden.
Häufige Fehler
Es gibt Fehler in den Antragsdokumenten
Die formalen Anforderungen der BIS sind sehr spezifisch, formale Fehler passieren häufiger als inhaltliche.
Antragsdokumente nicht abgestempelt
Es mag im digitalen Zeitalter überflüssig erscheinen, aber der Hersteller ist verpflichtet, die Dokumente persönlich zu unterzeichnen und abzustempeln.
Ihr autorisierter indischer Vertreter (AIR) macht nicht mit
Ihr AIR hat selber viele Verantwortlichkeiten. Wenn er diese nicht versteht oder wahrnimmt, kann die Zertifizierung nicht durchgeführt werden.
Die Produkte entsprechen nicht den Standards
Indische Standards (IS) orientieren sich sehr oft an internationalen Normen, insbesondere IEC-Standards. Dennoch gibt es immer mal wieder spezifische Unterschiede.
Die Produkte sind nicht markiert/zertifiziert
Der häufigste Fehler ist der Mangel an BIS, weil fälschlicherweise keine Zertifizierungspflicht identifiziert wurde oder auch keine Markierung vorgenommen wurde.